Wir haben unsere eigenen Sichtweisen. Diese wird durch unsere meist in der Kindheit erlernten Lebensmuster geprägt. Sichtweisen haben Chancen und Gefahren. Hat der Mensch genügend Selbstvertrauen bzw. Mut, entfalten sich die konstruktiven Seiten seines Lebensstils. In Krisen- und Notsituationen jedoch verstärkt sich die Schattenseite durch Angst und deren Vermeidungsverhalten und fordert einen hohen Preis...
Die andere Sichtweise: Chancen und Gefahren erkennen
Weshalb wir alle anders auf Herausforderungen reagieren und andere nicht verstehen können.
Angst gehört unvermeidlich zu unserem Leben. Sie begleitet uns von der Geburt bis zum Tod. Angst ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von Gefühlsregungen. Nicht jeder reagiert auf die gleiche Weise auf eine Herausforderung oder Krisensituation. Jeder Mensch ist einmalig und unverwechselbar und besitzt seine eigene Art durchs Leben zu gehen. Dennoch gibt es Wünsche, Neigungen, Bestrebungen, die vielen Menschen gemeinsam ist, sowie auch die Beweggründe und das Verhalten bei aufkommender Angst. Unsere Persönlichkeit bestimmt unsere Sichtweisen
Die Persönlichkeitstheorie nach dem von Ruth und Urs Bärtschi entwickelten GPI®-Testverfahren, unterscheidet zwischen vier Grundrichtungen «geschäftig», «konsequent», «freundlich» und «gemütlich». Jeder Mensch entwickelt in seinen ersten Lebensjahren Grundregeln und Anschauungen, die den persönlichen Lebensstil ausmachen. Die in der Kindheit gewählte Mischung der Grundrichtungen behält jeder Mensch bei und verdeutlicht die Grundüberzeugung bzw. Denk- und Verhaltensmuster.
Eine der vier Grundrichtungen steht meist an erster Stelle und wirkt sich bestimmend auf unsere Sichtweisen und damit auf unser Verhalten und Handlungen aus. Bei jeder Grundrichtung gibt es Stärken und Chancen, aber auch Schattenseiten und Herausforderungen. Hat der Mensch genügend Selbstvertrauen bzw. Mut, entfalten sich die konstruktiven Seiten seiner Grundrichtung. In Krisen- und Notsituationen jedoch verstärkt sich die Grundrichtung durch Angst und deren Vermeidungsverhalten und fordert einen hohen Preis. Verhalten in aussergewöhnlichen Situationen
Durch die Corona Pandemie und der daraus folgender Angst, reagieren die vier Grundtypen auf ihre nur zu unterschiedliche und gegensätzliche Art. Und alle vier Typen beharren aus ihrer Sicht Recht zu haben und legen demzufolge manchmal grosses Unverständnis, gar Wut auf die Verhaltensweisen der anderen an den Tag
Gemütliche Persönlichkeiten
Der Persönlichkeitstyp mit der vorherrschenden Grundrichtung Gemütlich will es angenehm haben und geniessen. Sein Verhalten wird durch Optimismus, Umgänglichkeit und Unbekümmertheit gekennzeichnet.
Er möchte nicht belästigt und nicht gestört werden, vor allem möchte er nicht «müssen». Erreicht er diese Ziele, ist er anspruchslos, einfühlsam und versteht es Ruhe, Wärme und eine behagliche und humorvolle Atmosphäre zu verbreiten. Ist er jedoch unter Druck und Stress, den er zu vermeiden versucht, entwickelt er starke innere Widerstände. Massnahmen, Verordnungen und Regeln gefährden sein Wille zur Selbstbestimmung, er will nicht müssen. Er will möglichst in Ruhe gelassen werden und drückt sich vor Verantwortung. Konsequente Persönlichkeiten
Der konsequente Typ übernimmt Verantwortung. Er schafft Ordnung und hat die Fähigkeit, übersichtliche Verhältnisse zu schaffen und Sicherheit zu vermitteln. Er ist verlässlich, beharrlich und bestimmt. Er teilt seine Zeit gut ein, ist gewissenhaft und plant vorausschauend.
Er möchte alle Eventualitäten im Griff haben und seine Umgebung kontrollieren. Kommt er in eine Situation, wo diese Kontrolle zu verlieren droht oder eine unerwartete Situation, wo er ausgeliefert ist, wie durch dieses neuartige Virus, wird es für ihn sehr gefährlich. Sein überhöhtes Streben nach Perfektionismus und sein Denken in übermässigen Regeln und Gesetzmässigkeiten, sind sein Versuch, die Gefahr zu beherrschen und die Ordnung wiederherzustellen. Der Preis den er und seine Mitmenschen bezahlen, sind sozialer Abstand und eine erhebliche Anspannung. Im Versuch die Sicherheit wieder herzustellen werden Spontanität und Freiräume massiv eingeschränkt Geschäftige Persönlichkeiten
Der Freiraum etwas zu leisten und die Spontanität für Neues sind hingegen dem geschäftigen Typ sein höchstes Gut. Er will bewegen, aktiv sein und etwas schaffen. Energie beladen gibt er 100 Prozent. Dabei greift er auf folgende Hilfsquellen zurück: Befähigung, Wissen, Idealismus, Beharrlichkeit und Mut sowie auf die Möglichkeiten, aus dem Leben das Beste zu machen. Gelingt dies nicht, kann es durchaus bedeuten: «Wenn nicht der Beste, dann halt der Schlechteste.»
Er will etwas darstellen und nimmt dafür nicht selten Überlastung und Dauerstress in Kauf. Er fürchtet sich weniger vor dem Virus als vor den ausbremsenden Regeln und Verordnungen. Das schlimmste ist der Lockdown (= Zwangspause). Seine Lebensziele stehen in Gefahr und seine Angst vor Stillstand, Misserfolg oder Verlust bestimmen sein Aktivismus umso mehr. Er meint es besser zu wissen, wie in dieser Situation umzugehen sei und versucht seine Meinung der Dinge anderen aufzuzwingen. Dazu kann er schlecht zuhören und setzt sich über Regeln und Bestimmungen hinweg, um mit aller Kraft einen neuen Weg zu finden um trotzdem erfolgreich zu sein Freundliche Persönlichkeiten
Den eigenen Vorteil suchend steht im völligen Gegensatz zu den Handlungen und Denkweise des Freundlichen. Menschen, deren Verhalten vorwiegend als freundlich beschrieben wird, sind liebenswürdig und rücksichtsvoll. Sie sind aufmerksam, nehmen gut wahr, was um sie herum vorgeht. Sie sind hilfsbereit, indem sie sich etwa bei übermässigem Arbeitsanfall oder wenn jemand ausfällt, freiwillig zur Verfügung stellen. Sie sind grosszügig, friedliebend und einfühlsam, flexibel für die unterschiedlichen Situationen und Erwartungen.
Ihr höchstes Ziel ist es, das andere sie mögen und gerne haben, deshalb tun sie was von ihnen erwartet oder die Situation abverlangt. Nein sagen könnte ein Konflikt auslösen. Dieser muss aus der Sicht von Freundlichen unbedingt vermieden werden, um nicht das Risiko einer Ablehnung einzugehen. In einer ausserordentlichen Lage wie die unsere, in der viel erwartet und verlangt wird, opfert sich der Freundliche noch mehr auf und verzichtet auf die eigenen Bedürfnisse. Viele von ihnen sind im Gesundheitswesen anzutreffen und stehen in der Gefahr, sich zu opfern und selbst um des Wohles des Mitmenschen über die eigenen Verhältnisse zu investieren. Die eigenen Kräfte lassen kontinuierlich nach. Dagegen staut sich die innere Aggression gegen alle, die sich nicht wie sie für die Gesellschaft aufopfern, immer mehr an. Sichtweisen, Beweggründe und deren Folgen
Jeder der vier Typen hat seine eigenen Beweggründe und Sichtweisen. Aus diesem Grund sind einige gegen die Pandemie-Massnahmen, andere reden das Virus klein und andere erklären es zum Killervirus. Jeder hat aus seiner Sicht recht. Genau das macht die Situation so unberechenbar.
Das Virus oder die daraus folgende Angst verstärkt unsere Denk- und Verhaltensweisen. In der Folge neigen wir in unserer Grundrichtung zu überhöhten und extremen Handlungen. Je grösser der Druck, desto stärker sucht der Konsequente die Sicherheit, der Gemütliche die Ruhe, der Geschäftige die Bedeutung und der Freundliche die soziale Annahme. Die vier gegensätzlichen Grundrichtungen haben in Druckphasen das Potenzial das Unverständnis und die Distanz zu vergrössern. Wenn wir uns jedoch der eigenen Sichtweisen, Ängsten und die der Anderen bewusst werden, birgt sich darin die Chance für gegenseitiges Verständnis. Mehr noch: Wir können unserem übertriebenen Denken und Verhalten die Spitze brechen und einen Schritt auf anders Denkende und Handelnde zumachen. Dann sind sie nicht mehr eine Bedrohung, sondern vielleicht ein Teil der Lösung. Möglich macht dies eine andere Sichtweise … Weiterführende Links
1 Comment
|
Archiv
June 2021
Kategorien
All
|